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Diese erste Phase, die Bettphase, wurde durch die
Entwicklung der Beziehungen zwischen Macmann und seiner
Wärterin gekennzeichnet. Allmählich entstand
zwischen ihnen eine Art Intimität, die sie in einem
gewissen Augenblick dazu führte, zusammen zu schlafen
und sich, so gut sie konnten, zu paaren. Denn in ihrem
Alter und bei ihrer geringen Erfahrung auf diesem Gebiet
der fleischlichen Liebe, war es normal, daß es ihnen
nicht auf Anhieb gelang, den Eindruck zu erwecken, füreinander
gemacht zu sein. So kam es, daß Macmann mit aller
Kraft versuchte, sein Geschlecht, wie ein Kissen in einen
Bezug, in das seiner Partnerin zu stecken, indem er es
doppelt nahm und mit seinen Fingern hineinzwängte.
Aber anstatt den Mut zu verlieren, fanden sie Gefallen
am Spiel, und es gelang ihnen schließlich, trotz
beiderseitiger absoluter Impotenz, ihren trockenen und
schlappen Umarmungen eine Art trüber Wollust zu entlocken,
unter Aufbietung aller Hilfmittel der Haut, der Schleimhäute
und der Einbildungskraft, so daß Moll, die am meisten
von beiden aus sich herausging (zu jener Zeit), ausrief,
Hätten wir uns doch vor sechzig Jahren getroffen!
Aber wieviel Umschweife, Ängste und scheue Berührungen,
bis sie soweit waren! Von alledem ist nur festzuhalten,
daß sie Macmann ahnen ließen, was der Ausdruck
Zweisamkeit bedeutete. Er machte damals unbestreibare
Fortschritte im Gebrauch der Sprache und lernte in kurzer
Zeit, zur rechten Zeit die ja, nein, mehr und genug anzubringen,
die die Freundschaft erhalten. Er drang bei derselben
Gelegenheit in die verzauberte Welt der Lektüre ein,
denn Moll schrieb ihm glühende Briefe und händigte
sie ihm persönlich aus. Und die Erinnerungen an die
Schule sind so unverwüstlich für diejenigen,
die darin waren, daß er bald auf die Erläuterungen
seiner Korrespondentin verzichten und alles alleine verstehen
konnte, indem er den Bogen, so weit wie seine Arme reichten,
von seinen Augen entfernt hielt. Während der Lektüre
hielt Moll sich mit niedergeschlagenen Augen ein wenig
abseits, indem sie sich sagte, nun ist er da...da...da,
und sie verharrte in dieser Haltung, bis das Geräusch
beim Hineinschieben des Bogens in den Umschlag ihr ankündigte,
daß er fertig war. Sie drehte sich dann schnell
nach ihm um, früh genug, um zu sehen, wie er den
Brief an seine Lippen führte oder an sein Herz drückte,
noch eine Erinnerung aus der Tertia. Dann gab er ihn ihr
zurück, und sie legte ihn unters Kopfkissen zu den
anderen, die sich schon dort befanden, chronologisch geordnet
und mit Seidenband umwickelt. ...
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