ZIELSETZUNG
Die Einschnürung der Geschichte entsteht durch die mentale
Einschnürung der Entwickler. Vorführen, wie der Mensch
mit all seinen Reflexen, Ticks und Stereotypen kommuniziert.
Das Drama des medizinalisierten Menschen im Zeitalter Foucaults.
Der Autor
legt recht gültige Empfehlungen vor, wie eine neurotische
Beziehung zu führen sei.
HAUPTERZÄHLRICHTUNG
Zwei Frauen entwickeln als Spiel? - oder ist dies der Modellversuch
einer neuen Form von Supervision? - oder gar eine Weitererzählung
von Kafka's "Schloss"? - die Geschichte des Fürsten,
der, während er auf die Ankunft eines neuen Verwalters
wartet (der alte war gerade gestorben), einsam von seinem Fenster
aus, überraschende Zärtlichkeiten des Küchenmädchens
Maria einem Knecht gegenüber, beobachtet. Hernach führt
er mit seinem Hofmeister längere Gespräche; - diese
zeigen sich in der Form sehr zivilisiert, im Inhalt aber von
einer seltsam verdeckten Aggressivität. In diesen Gesprächen
verknüpft er Selbsterlebtes und in Gesprächen Aufgeschnapptes,
zu einer neu behaupteten Realität. Meist mit destruktiver
Haltung gegen den Hofmeister.
Hauptsächlich ein Erlebnis mit einem sterbenden Hund, den
er eines Nachts in sein Schlafgemach geschleppt hatte, scheint
ihn tief zu faszinieren.
Im späteren Gespräch mit dem inzwischen angelangten
neuen Verwalter, kommt eine Komponente paranoider Obsessionen
zur Hundegeschichte hinzu. Schneller und effektiver als im "normalen
Leben", - begünstigt durch seine Radikalität,
und durch den immanenten Opportunismus des völlig überrumpelten
und überforderten neuen Verwalters, setzt sich im Fürsten,
durch Aufnahme/Deutung/Bearbeitung von Information aus dem Alltagsgeschehen,
eine fiktive Realität als "wahr" fest, und gebiert
auch neue Varianten.
Er zwingt später den neuen Verwalter, den Hofmeister mit
einer offensichtlichen Lüge zu denunzieren.
Nachdem er sich und den Verwalter in eine idyllische Situation,
ähnlich der Eingangs mit dem Küchenmädchen Maria
beobachteten phantasiert hat, versucht er ihn erotisch zu missbrauchen,
und setzt, nach Misslingen dieser Attacke, den Verwalter in
die unterprivilegiertere Stellung des Hofmeisters, der sich
gerade umgebracht hatte.
Sein erster Befehl nun, ist die Suche nach einem neuen Verwalter
-und der präzise Auftrag zur Einstudierung einer ritualisierten
zärtlichen Begegnung des Fürsten mit demselben, die
beim Begräbnis des alten Hofmeisters erstmals stattfinden
soll.
Die beiden
Frauen entwickeln diese Erzählung als ein Kräftemessen?
- als einen Kampf?- als ein Training für mentale und logikgestützte
Machtausübung in Führungspositionen?
Sie kappen Erzählstränge der jeweiligen Kontrahentin,
wuchten die Geschichte in unerwartete Richtungen.
Ein Denk- und Gefühlskrimi mit psychopathologischem Schlag.
BÜHNENSITUATION
Der angedeutete Ort dieser Textuntersuchung: wohnraum-büro-seminarraum-ähnlich.
Kleidung: alltäglich-aktuell.
In einer völlig getrennten zweiten Ebene leben ein Mann
und eine Frau einen beinahe völlig normalen, partnerschaftlichen(!)
Büro-Alltag. Nicht immer sichtbar aber immer unhörbar,
weil hinter abblendbarem Panzerglas. Ihre Bewegungsabläufe,
(auch in Extremsituationen der Untersucherinnen) entsprechen
immer genau denen der Haupthandlung, jedoch ist ihre endliche
Deutbarkeit eine sinnvolle Büro-Handlung.
In einer dritten Ebene, noch seltener als die zweite zu sehen,
leben eine Frau und ein Mann einen entspannten Wohnungs-Alltag,
mit denselben Bewegungs- und Handlungssensationen wie für
Ebene Zwei beschrieben.
UNTERSUCHUNGSRICHTUNGEN
"Information"
erscheint wie "Energie" (im physikalischen Sinn) unauflösbar.
"Information"
erzeugt am erreichten Objekt eine jeweils singuläre Wirkung.
Es zeigen
sich nicht nur "Wahrheit" sondern auch "Wirklichkeit",
als subjektive Phänomene.
Extreme
Empfänger verarbeiten Information in einer, der Mehrheit
fremden, aber nicht unverständlichen Weise.
Ist Realität
ein Konstrukt, Wahrheit wirklicher ?
Wie wird
Wahrheit geschaffen? Wodurch behält sie ihre Existenz?
Das Geschehen
auf der Bühne entsteht selbstreferentiell und nicht narrativ.
Erzeugt
wird: der Anschein ontologischer Theorienbildung.
Aus ICD10
(Internationale Klassifikation psychischer Störungen, WHO):
F22.0 wahnhafte
Störung
A. Ein Wahn oder Wahnsystem mit anderen als den typischen schizophrenen
Inhalten (d. h. keine völlig unmöglichen oder kulturell
inakzeptablen Vorstellungen). Am häufigsten sind Verfolgungs-,
Größen-, Eifersuchts-, Liebes- oder hypochondrischer
Wahn.
B. Die Wahngedanken (A.) müssen mindestens drei Monate
bestehen.
C. Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie werden
nicht erfüllt.
D. Anhaltende Halluzinationen jeglicher Sinnesmodalität
dürfen nicht vorkommen (vorübergehende oder gelegentliche
akustische Halluzinationen, die nicht in der dritten Person
sprechen oder laufend kommentieren, können vorkommen).
E. Depressive Symptome (oder sogar eine depressive Episode)
können im Verlauf vorkommen, vorausgesetzt, die Wahngedanken
bestehen auch nach Rückbildung etwaiger affektiver Symptome
unverändert weiter.
F. Häufigstes Ausschlusskriterium: Kein Nachweis einer
primären oder sekundären Gehirnerkrankung oder einer
durch psychotrope Substanzen bedingten psychotischen Störung
Spezifizierung möglicher Subtypen:
Folgende Typen können, wenn gewünscht, unterschieden
werden: Verfolgungswahn, Querulantenwahn, Beziehungswahn, Größenwahn,
hypochondrischer Wahn, Eifersuchtswahn, Liebeswahn.
F24 induzierte
wahnhafte Störung
A. Die Betroffenen übernehmen einen Wahn oder ein Wahnsystem
einer anderen Person, die an einer unter F20 bis F23 klassifizierten
Störung leidet.
B. Die betroffenen Personen haben eine außergewöhnlich
enge Beziehung zueinander und leben relativ isoliert von anderen
Menschen.
C. Die Betroffenen hatten die krankhafte Überzeugung nicht,
bevor sie in Kontakt mit der anderen Person kamen und litten
in der Vergangenheit nicht unter irgendeiner unter F20 bis F23
klassifizierten Störung.
F60.0 paranoide
Persönlichkeitsstörung
A. Die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung
(F60) müssen erfüllt sein.
B. Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen
müssen vorliegen:
1. übertriebene Empfindlichkeit auf Rückschläge
und Zurücksetzungen
2. Neigung, dauerhaft Groll zu hegen, d. h. Beleidigungen, Verletzungen,
oder Missachtungen werden nicht vergeben
3. Misstrauen und eine anhaltende Tendenz, Erlebtes zu verdrehen,
indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich
oder verächtlich missdeutet werden
4. Streitbarkeit und beharrliches, situationsunangemessenes
Bestehen auf eigenen Rechten
5. häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber
der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners
6. ständige Selbstbezogenheit, besonders in Verbindung
mit starker Überheblichkeit
7. häufige Beschäftigung mit unbegründeten Gedanken
an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse
in der näheren oder weiteren Umgebung.
F60.4 histrionische
Persönlichkeitsstörung
Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen
müssen vorliegen:
1. dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder
übertriebener Ausdruck von Gefühlen
2. Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere
oder durch Ereignisse (Umstände)
3. oberflächliche, labile Effekte
4. ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten,
in denen die Betreffenden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
stehen
5. unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten
6. übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich
attraktiv zu erscheinen
Egozentrik,
Selbstbezogenheit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung, fehlende
Bezugnahme auf andere, leichte Verletzbarkeit der Gefühle
und andauerndes manipulatives Verhalten vervollständigen
des klinische Bild, sind aber für die Diagnose nicht erforderlich.